Amigos

"Tausend Träume"

    Auf manche Dinge ist eben Verlass: Immer im Juli erscheint ein neues Studioalbum der Amigos, das dann auch gleichsam auf Platz eins abonniert ist.

    Sommerzeit, Amigos-Zeit. Wie jedes Jahr im Juli erscheint ein neues Studioalbum von Karl-Heinz und Bernd Ulrich. Man mag darüber spekulieren, ob das auch damit zu tun hat, dass in dieser veröffentlichungsarmen Zeit in der Regel nicht so viele andere hochkarätige Alben auf den Markt kommen - wodurch die Chancen steigen, dass den Amigos wieder ein Nummer-eins-Album glückt (es wäre ihr zwölftes in Folge). Aber viel spannender ist doch die Frage, ob die beiden Brüder, verstärkt erneut um ihren langjährigen Produzenten Michael Dorth und Bernds Ehefrau Heike sowie Tochter Daniela Alfinito als Chorsängerinnen, angesichts des beachtlichen Veröffentlichungsrhythms das hohe Qualitätsniveau halten können.

    Hinzukommt, dass "Tausend Träume" bereits die zweite Longplay-Produktion der Amigos in diesem Jahr ist, nachdem im Februar ihr Jubiläumsalbum "50 Jahre - Unsere Schlager von damals" erschienen war (selbstverständlich ebenfalls Platz eins in den Offiziellen Deutschen Charts). Aber schon nach dem ersten Song auf "Tausend Träume", dem ungemein eingängigen und flotten Titel "Geh nicht Gloria", wird klar, dass man die Frage, ob die Amigos ihr Qualitäts-Level halten können, wieder nur mit einem eindeutigen Ja beantworten kann. Die Amigos haben offenbar die Zauberformel gefunden, wie man perfekten Schlagersound produziert, der absolut zeitgemäß ist, und zugleich mit starken Melodien plus harmonischem, zweistimmigen Gesang, wie ihn nur Brüder beherrschen, die glorreiche Schlager Tradition wahrt.

    So finden sich auf "Tausend Träume" überwiegend tanzbare Songs, aber auch einige Balladen und immer wieder auch überraschende Arrangement-Einfälle, wenn etwa bei "Am Strand von Griechenland" ein Sirtaki-Einschub Elemente griechischer Folklore verarbeitet. Und der Titel "Mexican Girl" (eine liebevolle Anspielung auf Bernd Clüvers gleichnamigen Hit von 1978, seinerseits die deutsche Fassung eines Smokie-Songs) punktet mit stilechten Mariachi-Trompeten.

    Mindestens genauso wichtig wie der typische Amigos-Sound sind auch die Texte. Auch das stellt das neue Album eindrucksvoll unter Beweis. Klar geht es fast immer um die Liebe, aber eben nicht nur um das Klischee von ewigem Liebesglück und trauter Zweisamkeit. So schildert "Sie wartet jeden Tag" das Schicksal einer Beziehung, die im Alltag zu versinken droht, während "Verdammte Sehnsucht" einen Mann portraitiert, der noch immer sehnsüchtig an die Verflossene denken muss, obwohl er weiß, dass man einfach nicht zueinander passt.

    Wie bei den Kastelruther Spatzen sind es aber die Geschichten von menschlichen Schicksalen, die am meisten berühren. So erzählt das Lied "Sie ist eine Königin" von der aufopferungsvollen Arbeit einer Krankenschwester in einem Hospiz, in dem auch ihr eigener Vater verstorben ist, und "Engel auf Erden (Eine wahre Geschichte)" berichtet von einer jungen Frau, die als Kind Gewalt und Leid erfahren hat, aber durch einen liebevollen Partner nun dem eigenen Kind eine bessere Mutter sein kann. Und zum Schluss verkünden die 69- und 71-jährigen Amigos in dem programmatischen Song "Seit 50 Jahren (... und kein bisschen leise)" selbstbewusst: "Unsere Zeit ist längst nicht um, denn die Musik hält uns jung." Da spielt es dann wirklich keine Rolle, ob ein Album im Juli oder sonst wann erscheint.

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