Federspiel

"Von der langsamen Zeit“

    Das Weihnachtsalbum des Jahres stammt vom Bläserseptett Federspiel, das mit einer faszinierenden Stil-Melange den Geist der Weihnacht gefunden hat.

    Alle Jahre wieder kommt das Christuskind – aber es kommt nicht allein. Denn dabei hat es immer auch neue Weihnachtsplatten. In diesem Jahr gehörten dazu ein erstes Christmas-Album von Robbie Williams und weitere Platten mit weihnachtlicher Musik von den üblichen Verdächtigungen, ganz zu schweigen von den zahlreichen Wiederveröffentlichungen. Doch aus dem Paket der Weihnachtsalben ragt 2019 eine Aufnahme heraus, einfach weil sie so ungewöhnlich und auch – um das vorwegzunehmen – so ungewöhnlich gut ist.

    Denn das 2004 gegründete österreichische Bläserseptett Federspiel hat mit "Von der langsamen Zeit“ eine denkwürdige Liedersammlung aufgenommen, die so ganz anders ist als ein typisches Weihnachtsalbum, den Geist des Fests aber besser einfängt als ein Großteil der oft lieblos auf den Markt geworfenen Zusammenstellungen mit den altbekannten Liedern zum Thema. Und das gelingt den sieben Musikern, alles Absolventen der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien oder des Konservatoriums Wien, die schon in so renommierten Hallen wie dem Goldenen Saal des Wiener Musikvereins, der Hamburger Elbphilharmonie oder der Berliner Philharmonie aufgetreten sind, weil sie einen ganz eigenen Ansatz für ihre Musik gefunden haben.

    Diese Vorgehensweise, die raffinierte Bläsersätze bisweilen mit nicht minder kunstvoll arrangierten Chor-Darbietungen verzahnt, funktioniert auf dem neuen Weihnachtsalbum der Formation besonders gut, weil diese reduzierte, sich auf das Wesentliche beschränkende Methode auf kongeniale Art und Weise zu einem ursprünglichen Weihnachtsfest ohne Stress und Konsumrausch passt. Seinen Titel, „Von der langsamen Zeit“, trägt das Album dann auch nicht von ungefähr, obwohl von den zwölf Stücken die Hälfte durchaus flott daherkommt und mit rhythmisch treibenden Motiven mitunter an die Minimal Music eines Steve Reich oder Philip Glass erinnert (man höre nur einmal die einleitende "Fantasie #2“).

    Aber stilistisch legt sich das Album nicht fest, was zu seinem großen Reiz beiträgt: So finden sich, bedingt durch die klassische Ausbildung der sieben Musiker, Einflüsse der Klassik bei den auskomponierten Passagen, das Zusammenspiel der Bläser und deren Einsatz in den eher freien Strecken lässt aber auch auf Jazz-Erfahrungen schließen. Sogar die Ambientmusik eines Brian Eno hat in den drohnenhaften Bläserteppichen ihre Spuren hinterlassen. Genauso hat aber auch die Volksmusik ihren Niederschlag gefunden – und das nicht nur bei den gekonnten Jodel-Stellen (etwa beim "Großbauernjodler“), sondern auch beim volksliedhaften "Viechtwengerische“, wo ein flottes Bläsermotiv Ländler-Assoziationen zulässt.

    Das Großartige an der Musik von Federleicht ist eben, dass man nie sicher sein kann, was als nächstes kommt – und das oft mitten in einem Stück. Der Höhepunkt in dieser Beziehung ist das treffend genannte Stück "Wandelsam“, das binnen zwölf Minuten von einem atmosphärischen Sirren und Surren zu einem komplex verdichteten Rhythmus an- und abschwillt, sich dann orientalischen Ethno-Klängen zuwendet, bevor eine Jodel-Einlage den Weg zurückweist in die alpenländische Weihnacht. Und auch Federspiel haben tatsächlich einen neuen Weg für die Weihnachtsmusik gefunden – und das bitte gern alle Jahre wieder.

    Hier können Sie die CD „Von der langsamen Zeit“ von Federspiel direkt bestellen: