Max Raabe & Palastorchester

"MTV Unplugged"

    Dass man auch als Formation, die eh schon akustisch auftritt, bei MTV Unplugged glänzen kann, stellen Max Raabe & Palastorchester unter Beweis.

    Ein Unplugged-Album von Max Raabe & Palastorchester? Das klingt auf den ersten Blick beziehungsweise aufs erste Hören paradox. Ist doch die vor über 30 Jahren gegründete Retro-Formation um den 1962 geborenen Sänger und Entertainer nicht gerade bekannt dafür, E-Gitarren und Synthesizer zu verwenden. Das Konzept von „MTV Unplugged“ jedoch sah ursprünglich ja vor, lauten, elektrischen Bands den Strom abzudrehen, auf dass sie nur mit akustischen Instrumenten ihre Songs in neuen Arrangements präsentieren. Genau das war auch bei den bislang 23 Folgen mit deutschen Künstlern passiert, bei Max Raabe & Palastorchester stand allerdings von vornherein fest, dass ein anderes Konzept zum Tragen kommen muss, weil die Truppe nun mal eh mit überwiegend akustischen Instrumenten arbeitet – auch wenn sie bei den vergangenen, von Annette Humpe (Ideal, Ich & Ich, Die Prinzen) produzierten Alben mit einem dezent modernisiertem Sound verstärkt in eine Pop-Richtung gegangen war.

    Von daher könnte man das „MTV Unplugged“-Album von Max Raabe & Palastorchester zum einen als Schritt zurück zu den Wurzeln verstehen, zum anderen aber ist es die beeindruckende und vielköpfige Gästeschar, die diese Unplugged-Produktion so besonders macht. In der Tat dürfte es zumindest keine andere deutsche Folge der MTV-Reihe gegeben haben, bei der so viele Gäste zugegen waren: So kamen an einem Abend im Mai 2019 im einschlägig bekannten Clärchens Ballhaus in Berlin Mitte insgesamt sieben Künstler auf die Bühne, um zum Teil gleich mehrere Lieder mit Max Raabe zu singen.

    Aber der Reihe nach: Den Reigen eröffnet die junge Pop-Sängerin Lea, die dem flott swingenden Stück "Guten Tag, liebes Glück“ ihren eigenen Stempel aufdrückt. Diese Neuprägung fällt sogar noch stärker beim HipHopper Samy Deluxe aus, der bei "Der perfekte Moment … wird heut’ verpennt“ eine atemberaubende Rap-Einlage vom Stapel lässt. Der Schauspieler und Gelegenheits-DJ Lars Eidinger wirkt dann bei der "Moritat von Mackie Messer“ mit, die „Lieblingsmensch“-Sängerin Namika verwandelt sich im Damen-Smoking bei "Küssen kann man nicht alleine“ in eine laszive Sängerin aus den Goldenen 20ern und Pawel Popolski alias Achim Hagemann, langjähriger Wegbegleiter und Mitkomponist von Max Raabe, sorgt dafür, dass beim Klassiker "Kein Schwein ruft mich an“ alle Polka-Dämme brechen.

    Und wenn man denkt, der Auftritt von Mr. Lordi, Sänger der finnischen ESC-Siegerband aus dem Jahr 2006, sei mit der denkwürdigen Version von "Just A Gigolo“ nicht zu toppen, beweist Herbert Grönemeyer das Gegenteil. Der Sänger aus Bochum, der 1994 als erster deutscher Künstler eine „MTV Unplugged“-Show spielen durfte, singt "Du weißt nichts von Liebe“ allein mit dem Palastorchester und später seinen eigenen Hit "Mambo“ mit Max Raabe im Duett. Grönemeyers exaltierte Phrasierung passt hier perfekt zu dem von Raabe kultivierten Retro-Charme der 20er Jahre.

    Der Reiz des Mitschnitts besteht nun neben der Möglichkeit, all diese Gäste einmal in einem ungewohnten Kontext zu erleben, natürlich auch in der Musikalität des Palastorchesters und seinem grandiosen Vorsänger. Denn eigens für „MTV Unplugged“ haben die Musiker und der Frontmann ihre Stücke überarbeitet, diese noch mehr auf den Punkt gebracht; sie tragen diese in einem beseelt beschwingten Flow vor, dass auch alte Kenner von Max Raabe & Palastorchester an dieser Produktion ihre helle Freude haben dürften.

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