René Kollo

"Meine große Liebe"

    Woran schon Klassikkollegen gescheitert sind, gelingt René Kollo mühelos: ein gefühlvolles Album mit Songs aus Schlager, Pop und Chanson aufzunehmen.

    Er war einfach immer da. Ob man in den 60er- und 70er-Jahren mit der "Peter Alexander Show" und dem "Blauen Bock" aufgewachsen ist oder auch danach die Musik- und Unterhaltungsshows verfolgt hat: René Kollo war und ist ein überall stets gern gesehener Gast. Das Besondere an dem mittlerweile 82-jährigen Sänger ist dabei, dass er schon immer ein Wanderer zwischen den musikalischen Welten war. So brachte er sich früh Gitarre, Kontrabass und Schlagzeug bei und trat damit in den 6oern in den Jazzkellern seiner Heimatstadt Berlin auf. Gleichzeitig nahm er klassischen Gesangsunterricht und bildete seine strahlende Stimme zu dem weltweit gefeierten Tenor aus, der vor allem mit Wagner-Opern glänzte. Seinen ersten kommerziellen Erfolg hatte er bereits 1961 indes mit einem Schlager: der deutschen Version des Ricky-Nelson-Hits "Hello Mary Lou".

    Und da schließt sich der Kreis zu seinem aktuellen Album "Meine große Liebe", das nämlich mit einer neuen, beschwingten Version von "Hello Mary Lou" anhebt. Auch musikalisch gibt der Titel die Marschrichtung vor: So klingt der opulent arrangierte Song gleichsam nach einer 20er-Jahre-Revue, auch wenn das E-Gitarren-Solo dann einen ganz anderen Akzent setzt. Auch mit dem zweiten Song des Albums, einer orchestralen, von großem Chor unterstützten Fassung des Udo-Jürgens-Klassiker "Immer wieder geht die Sonne auf", verweist René Kollo zurück auf ein früheres Werk, sein 1986 erschienenes Album "Musik war meine erste Liebe", für das er damals Titel von Udo Jürgens neu interpretierte.

    Und genauso offen geht es auf dem gesamten Album weiter: Ohne Scheuklappen und mit musikalischem Wagemut hat René Kollo stilistisch höchst unterschiedliche Lieder aufgenommen, die er dann mit seiner Stimme veredelt. So finden sich auf der anspruchsvoll produzierten CD Songs wie "Ein Stern (der deinen Namen trägt)", Katja Ebsteins "Wunder gibt es immer wieder", Frank Sinatras "My Way", Heinz Rudolf Kunzes "Dein ist mein ganzes Herz" oder den Maffay/Karat-Evergreen "Über sieben Brücken musst du gehn", für die René Kollo und sein Produzent René Möckel kongeniale Fassungen gefunden haben. Die beiden Renés arbeiten zwar viel mit orchestralen Arrangements und Chören, entschleunigen die Originale etwas, aber das mit einem Besen gespielte Schlagzeug macht aus der Westernhagen-Nummer "Weil ich dich liebe" gar eine amtliche Jazz-Ballade.

    Auch Chansons wie "Schau mich bitte nicht so an" (im Original von Edith Piaf als "La Vie En Rose" bekannt) funktionieren auf dem Album, nicht zuletzt, weil René Kollo eine Klippe umschifft, an der schon der eine oder andere Klassiksänger gescheitert ist, der meinte, sich im Pop-Fach versuchen zu müssen. Denn weil Klassikgesang rein technisch und organisch im Körper ganz anders entsteht als Pop-Gesang, besteht die große Gefahr, dass Klassikstimmen bei Pop-Songs zu pathetisch, überkandidelt und seelenlos klingen. Das ist bei René Kollo nicht der Fall. Seine makellose Tenor-Stimme passt sich mit viel Gefühl den jeweiligen Songs an, die ihrerseits durch die Klarheit der Artikulation und den interpretatorischen Reichtum einer klassisch ausgebildeten Stimme gewinnen.

    Falls dieses Album - was wir nicht hoffen - das letzte Album eines großen Künstlers gewesen sein sollte, so kann René Kollo nun aber zu Recht sagen, dass es ein würdiger Abschied war, mit dem er noch einmal Maßstäbe gesetzt hat.

     

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