Vicky Leandros

"Ich bin"

    Gute Laune TV blickt zurück auf Alben, die Geschichte geschrieben haben – heute auf ein in jeder Hinsicht denkwürdiges Album von Vicky Leandros.

    Weil es in diesen schwierigen Zeiten wohl noch dauert, bevor wieder Konzerte stattfinden dürfen und auch kaum noch neue Alben veröffentlicht werden, liegt es nahe, an den Plattenschrank zu gehen und Musik von früher aufzulegen – oder am Computer seine Lieblingstitel aufzurufen. Gute Laune TV will dabei eine Hilfestellung geben und blickt zurück auf ausgewählte Alben, die in den vergangenen Jahrzehnten Musikgeschichte geschrieben haben.

    Nun ist es bei Künstlern, die im weitesten Sinne dem Schlagersegment zugeschlagen werden, seltsamerweise so, dass die meisten Menschen die erfolgreichen Singles des jeweiligen Interpreten aufzählen können, aber selbst bei bedeutsamen Künstlern vom Schlage eines Udo Jürgens muss man schon Kenner oder Fan sein, um auch Alben in vergleichbarer Häufung nennen zu können. Das gilt auch für Vicky Leandros, deren zeitlose Klassiker von "Ich hab’ die Liebe geseh’n“ über "Ich liebe das Leben“ bis "Theo, wir fahren nach Lodz“ wohl jeder, der auch nur ein halbes Ohr dem Genre gewidmet hat, sofort parat hat.

    Aber auch die in Griechenland geborene Sängerin, die Mitte der 60er-Jahre ihre glanzvolle Karriere mit bislang rund 55 Millionen verkauften Tonträgern begann, hat viele großartige Alben veröffentlicht, die es verdient haben, als eigenständiges künstlerisches Statement verstanden und gewürdigt zu werden. Bereits ihre ersten LPs in den 60ern (2012 in der CD-Box "A Taste Of The Sixties“ wiederveröffentlicht) versprühen großen Charme, und bis heute sind die Alben von Vicky Leandros immer vom allerhöchsten Standard – man denke nur an "Vicky Leandros singt Mikis Theodorakis“ von 2003 oder das von Xavier Naidoo 2009 produzierte Album "Möge der Himmel“.

    Doch es waren die 70er, in denen Vicky Leandros ihre eigene künstlerische Persönlichkeit entwickelte, was sich dann auch auf ihren Alben jener Jahre niederschlug. Diesen Prozess kann man auf "Ich bin“ von 1971 ganz frisch nachvollziehen. Zwar zeichnete als Produzent noch ihr Vater Leo Leandros für die Aufnahmen verantwortlich, aber die damals erst 18-jährige Sängerin wusste zunehmend besser, welche Songs zu ihr passten und wie sie ihnen im Studio einen ganz eigenen Stempel aufdrücken konnte.

    So überrascht das Album mit einigen ungewöhnlichen Interpretationen internationaler Pop-Titel und Chansons, die man Vicky Leandros damals nicht zugetraut hätte. Darunter sind gleich zwei mit ansprechenden deutschen Texten versehene Stücke der britischen Band Moody Blues (aus „Question“ und "Melancholy Man“ werden "Hunderttausend Fragen“ sowie "Und der Himmel über mir“), Jacques Brels anspruchsvolles "Ne Me Quitte Pas“ und das rockige "The Letter“ von den Box Tops (das bei Vicky Leandros nun "Er hat mir geschrieben“ heißt).

    Eingebettet sind all diese Titel in wundervolle, mitunter orchestrale Arrangements, die noch einmal klarmachen, warum man die Siebziger auch das Goldene Jahrzehnt des deutschen Schlagers nennt. Und über all dem steht die strahlende Gänsehautstimme von Vicky Leandros, die nuancenreich und voller Gefühl auch aus Songs Hits macht, die zwar keine erfolgreichen Singles waren, aber eben doch dem gesamten Album zu künstlerischer Größe verhelfen.

    Künstlerisch gelungen ist übrigens auch das Design der Original-LP im samtschwarzen Einband, bei der sich im Inneren pergamentpapierartige Zwischenblätter raffiniert über große Kunstfotographien von Vicky Leandros legen. Hier unterstreicht allein schon das edle Visuelle, dass Alben wie dieses ihren Platz in der Musikgeschichte verdient haben.

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